Piercing hat bei
Naturvölkern, besonders in Asien, Afrika und im Südseeraum, eine sehr lange
Tradition.
In antiken Grabkammern der Inkas
in
Peru,
der Azteken und Mayas in
Mexiko,
und in
Asien,
Afrika
und im
Südseeraum
wurden gepiercte Skulpturen gefunden.
In
Indien
und
Indonesien
wurden die Backen als Zeichen der
Hochachtung vor den göttlichen Mächten durchlöchert. Dem indischen Kamasutra
verdanken bis heute viele Intimpiercings bei Männern ihre Namen, z.B. der
Ampallang, der als das Salz in der Ehelichen Suppe galt. Bis heute zeigt in
Indien ein Nasenpiercing an, ob eine Frau verheiratet (Piercing rechts) oder
noch zu haben (Piercing links) ist.
Im präkolumbianischen
Mittel-
und
Südamerika
kam zum Beispiel den Ohren große
Bedeutung zu: Häufig wurde die Ohrmuschel aufwendig geschmückt dargestellt.
Die Krieger- und Wächterfigur Atlante beispielsweise trägt in ihren
überdimensionalen, abstehenden Ohrmuscheln Pflöcke als Schmuck. Auch
Lippenpiercings waren weit verbreitet.
Im alten
Ägypten
soll ein Bauchnabelpiercing das Zeichen des Adels und den normalen
Bürgern bei schwersten Strafen verboten gewesen sein. Auch prächtiger
Goldschmuck für Nasen- und Ohrpiercings und auch gedehnte Ohrlöcher waren
damals schon bekannt.
In
Italien
sollen die Römer das Brustwarzenpiercing und dessen schmückenden Effekt zu
praktischen Dingen benutzt haben. Sie hängten z.B. die Tunika daran oder
drapierten sie damit über die Brust.
Im viktorianischen
England
bekam das Prinz-Albert-Piercing seinen Namen nach dem damaligen Prinzen, der
sicherlich nicht der erste, aber ein sehr bekannter Träger war.
Der Hafada galt bei den
Arabern
als Zeichen der Männlichkeit und des
Erwachsenseins.
Bei vielen Naturvölkern in allen Gegenden der Erde galten vor allem Lippen-
und Nasenpiercings als guter Schutz gegen heimlich in den Körper
eindringende Geister oder Krankheiten.
Vor allem gedehnte Piercings in
Ohren, Lippen und Nasen finden sich bei sehr vielen Völkerstämmen der Erde.
Bei den Naturvölkern wurden die
Piercings häufig als Teil von Ritualen durchgeführt – Alter, Gruppen- oder
Familien- Zugehörigkeit oder Status wurden oft durch entsprechende Piercings
gekennzeichnet. Meist wurde das Piercing als Teil einer Initiationszeremonie
(Einführung in die Stammesgemeinschaft) gestochen. In manchen Kulturen sollten
Piercings auch Kraft, Mut und Schnelligkeit verleihen oder vor bösen Mächten
oder Krankheiten schützen.
Im modernen
Europa
wurden Piercings lange Zeit als
absonderlich klassifiziert und waren ein Zeichen für experimentelle Sexualität.
Allerdings läßt sich Intimschmuck in Deutschland seit den zwanziger Jahren in
Bild und Wort dokumentieren, das Neue ist, daß man heutzutage auch darüber
spricht.
Auch die traditionellen
Ohrpiercings bei Handwerksgesellen, wie z.B. den Zimmerleuten, sind eine alte
europäische Tradition, die neuerdings eine kleine Renaissance durch die
wiederaufkommende Wandergesellenbewegung erfährt.
Außerdem waren Piercings schon lange bei Homosexuellen, in der
sadomasochistischen Szene und der Fetischszene zu finden.
Durch Hippies und Biker wurden Piercings – zunächst der Ohrring – populär.
Ab Mitte der 70er Jahre zeigte eine Gruppe ihre Gruppenzugehörigkeit öffentlich
mit Piercings durch Ohren, Nase und Lippen – die Punks.
Durch ihre Kultur, aus der schnell ein Geschäft wurde, kamen Piercings als Mode
auf, besonders bei Jugendlichen. Heute ist ein Bauchnabel- oder Nasenpiercing
ebenso akzeptiert wie ein Ohrring – ein Mittel zur Verschönerung des Körpers.
Intimpiercings haben sich heutzutage als Bereicherung des Sexuallebens etabliert
und verbreiten sich in allen gesellschaftlichen Schichten.
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